"Journalist, mein lieber Mann, des is' vielleicht'n Beruf! Das sind doch
lauter gescheiterte Existenzen! Wenn eener zu faul is' oder zu dumm, 'n
richtigen Beruf zu ergreifen, denn wird er Journalist." Alfred Tetzlaff („Ekel Alfred“), 1973
Der Anfang war
klassisch: Mit 16 schrieb ich meinen ersten Artikel für die
Lokalzeitung. Die Leidenschaft für das gedruckte Wort ließ mich
fortan nicht mehr los, die Leidenschaft für schöne Formulierungen
entwickelte sich schnell. Und so war im Deutsch-Abitur der Scheffelpreis
quasi ein „windfall profit“ meiner ersten journalistischen
Gehversuche. (Man verzeihe mir den Ausflug ins Englische, aber die
deutsche Sprache kennt keinen ähnlich plastischen Ausdruck.)
Im Herzen blieb ich
Naturwissenschaftler. Zumal die Umweltthemen der 1980er viel
wissenschaftliches Neuland boten. Mein technisches Abitur hatte mich
zudem in meiner Faszination für die Ingenieurswelt bestärkt, ein
Grundkurs in Volks- und Betriebswirtschaft in der Oberstufe (war
klasse!) hatte mir ferner gezeigt, dass Ökonomie nicht zwingend
durch Ideologie getrieben sein muss, sondern mit etwas Mathematik und
einem guten Schuss Spieltheorie auch in ein naturwissenschaftliches
Umfeld passt. Darauf greife ich heute bei Themen aus der Wirtschaft –
etwa, wenn es um Energiemärkte geht – gerne zurück.
Das Spannendste aber
blieben für mich die Wissenschaften der Atmosphäre. Mit einer
meteorologischen Arbeit wurde ich 1985 baden-württembergischer
Landessieger in Physik bei Jugend forscht und 4. Bundessieger.
1987 begann ich mein
Studium. Es war die Zeit, als der Klimawandel erstmals intensiv
diskutiert wurde, als Ozonloch, troposphärischer Ozonsmog und hohe
SO2- und NOx-Immissionen in der Luft die gesellschaftliche Debatte
prägten. Da Freiburg als Studienort gesetzt war (ein Auslandsjahr in
Glasgow gab‘s dann auch noch), wurde ein Studium der Geographie,
Geologie und Biologie draus. Dieses schloss ich 1993 mit dem Magister
ab. Thema meiner Examensarbeit: Räumliche und zeitliche
Variabilität der Immissionsbelastung durch NO2 und nitrathaltige
Folgeprodukte im Freiburger Stadtgebiet – Analyse der
meteorologischen Einflussfaktoren.
Während des
Studiums war ich weiterhin journalistisch tätig, wobei mir immer
deutlicher wurde, welch großes Potenzial in den oft von
Geisteswissenschaftlern dominierten Redaktionen für
naturwissenschaftliche Kenntnisse bestand. In den Semesterferien war
ich regelmäßig in diversen Städten im Schwarzwald für
Lokalzeitungen als Urlaubsvertretung tätig und schrieb bald als
freier Autor auch während des Semesters für all jene Ressorts, in
denen die naturwissenschaftliche Sicht gefragt war.
Es folgte 1993 bis
1995 ein Volontariat bei der Badischen Zeitung mit
Ausbildungsstationen bei der dpa und der Akademie der Bayerischen
Presse. Nach Abschluss der Ausbildung begann ich meine freie
journalistische Arbeit aufzubauen, übernahm zeitweise aber auch
weiterhin in verschiedenen Redaktionen noch Urlaubsvertretungen.
Da Südbaden zwar
schön, aber nicht der Nabel der Welt ist, nahm ich
Urlaubsvertretungen und Hospitanzen in den Medienstädten der
Republik gerne wahr. So war ich – jeweils für mehrere Monate –
im Jahr 1995 beim Stern in Hamburg (Ressort Wissenschaft, Umwelt,
Medizin), 1999 bei der taz in Berlin (Ressort Wirtschaft und Umwelt),
2006 beim Spiegel in Hamburg (Ressort Wissenschaft und Technik).
Besonders spannend
war meine sechsmonatige Tätigkeit bei der Financial Times
Deutschland in Frankfurt. Dort durfte ich ab Januar 2000 die
Redaktion mit aufbauen, ehe dann am 21. Februar die erste Ausgabe der
FTD erschien. Aufgrund meiner langjährigen Kenntnis der
Redaktionsabläufe in Tageszeitungen (inklusive einiger Monate
Mitarbeit in der Schlussredaktion) durfte ich als Technischer
Redakteur mitwirken, die Strukturen dieser neuen Tageszeitung zu
schaffen und den Redaktionsbetrieb zum Laufen zu bringen.
Inzwischen blicke
ich zurück auf ein Vierteljahrhundert freiberufliche Tätigkeit. In
dieser Zeit habe ich für viele große Zeitungen und Magazine
geschrieben, darunter regionale und überregionale Tageszeitungen (z.
B. taz, Handelsblatt, Frankfurter Rundschau und FTD), Wochenzeitungen
(z. B. Die Zeit und VDI-Nachrichten), Magazine (z. B. Der Spiegel,
Stern, New Scientist und Technology Review), sowie zahlreiche Fach-
und Publikumsmedien (auch online) im Themenfeld Energie, Umwelt,
Wirtschaft und Verkehr.
Auch mehrere Bücher und einige Dutzend
Buchbeiträge kamen im Laufe der Jahrzehnte zusammen. Darunter Standardwerke zur Energiegeschichte: über die Elektrifizierung von Baden ("Baden unter Strom"), die Geschichte der Windkraft ("Windgesichter", Mitautor), die Geschichte der Solarenergie ("Solare Zeiten") und die Geschichte der Atomkraft und des Widerstandes ("Vision für die Tonne").
Was sonst noch hilft im Journalismus
* Ausdauer:
(Ski-)Marathonläufer Na, gut, ist etwas her. Aber die
Erfahrung, dass sich langer Atem lohnt, die bleibt
* Bodenständigkeit:
Meine Streuobstwiese Arbeit in der Natur zur
Lebensmittelerzeugung erdet im Umgang mit politischer
Aufgeregtheit
* Kontakt zur Jugend: 25
Jahre lang ehrenamtlich Juror bei Jugend
forscht Erst
Regionalwettbewerb Freiburg, später Landeswettbewerb Stuttgart im
Fach Geo-
und
Raumwissenschaften